„Äs het gfägt in St. Gallen“

Vorbereitung ist das A und O

Der Gedanke für eine Teilnahme am Schweizer Jugendmusikfest in St. Gallen kam schon im letzten Jahr nach dem Sieg am Kantonalen Jugendmusiktag in Zäziwil auf. Nach einer Umfrage mit den Musikanten:innen, war der Fall klar. Die Jugendmusik Lauterbrunnen wird bei diesem einzigartigen Anlass in der Kategorie Harmonie Unterstufe 2 mit dabei sein. Und sie freuten sich, obschon allen bewusst war, dass die kommende Probezeit streng sein wird.

Nach den Sommerferien ging es dann los mit Marschmusikproben und Registerproben. Es wurde fleissig, stundenlang geübt und marschiert. Das Aufgabestück, das allen Jugendmusiken in der Kategorie Harmonie Unterstufe 2 aufgegeben wurde, „The Gravity Racer (Seifenkisten-Rennfahrer)“, war vom Schwierigkeitsgrad nicht ganz Ohne und verlangte höchste Konzentration und ein exaktes Mitzählen. Für das Selbstwahlstück entschieden sich die Lauterbrunner wieder für ihr Musikstück „Parnassius Apollo“, mit dem sie in Zäziwil sehr gut punkteten. Und für die Parademusik wurde der Marsch „Rhonetal“ von Anselmo Loretan aus dem Wallis ausgewählt. Die Stücke werden am Fest jeweils von einer kompetenten Jury mit Fachpersonen aus der ganzen Schweiz bewertet.

Reise in die Ostschweiz

Der Tag X war gekommen. Mit Instrumenten, Schlafsäcken und Uniformen im Gepäck reiste die 35-köpfige Delegation aus Lauterbrunnen am Samstagmorgen in die Ostschweiz. Auf dem Olma-Areal mussten sie sich zuerst zurechtfinden und konnten nach Bezug des Instrumentendepots das Mittagessen in einer riesigen Halle einnehmen. Es herrschte reges Treiben, aber war gut organisiert und so konnten sie ihre Hörnli mit Gehacktem und Salat sofort in der Fassstrasse holen. Danach hiess es Schlafplatz ausfindig machen und sich bereit machen für die erste Herausforderung; die Parademusik!

„Einstehen, Richten, korrekte Instrumentenhaltung und Stillstehen!“ Die Lauterbrunner waren um 15.50 Uhr am Start. Beobachtet von hunderten Zuschauern und kritischen Blicken der Jury. Sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen, auch wenn der Experte durch die Reihen lief und genau hinschaute, war für die JM-ler kein Problem. Auch die zwei hübschen Ehrendamen und der härzige Fähndrich hielten sich korrekt an die Vorgaben und waren bereit für den Abmarsch. „Jugendmusik Lauterbrunnen…Bereit…vorwärts Marsch!“

Und sie marschierten stolz und gekonnt los und setzten zum Spiel an. Die Zuschauer hatten sichtlich Freude und klatschten und jubelten den Lauterbrunnern zu. Sie präsentierten eine freudige solide Marschmusik und erhielten in der Schlussauswertung eine Punktezahl von 82,33 mit einem Silberdiplom; d.h. sie erreichten von insgesamt neunzehn Musiken den vierzehnten Rang. Alle freuten sich und waren glücklich, die erste Hürde gut überstanden zu haben.

Gemütliches Zusammensein

Die Zeit bis zum Nachtessen war zur freien Verfügung. Es bildeten sich Gruppen und niemand war alleine unterwegs. Jeder schaute zu jedem; die Grossen zu den Kleinen. Auf dem Gelände wurden Familien- und Jugendkonzerte, Danceparty, eine Gamingzone und vieles mehr angeboten. Was aber die meisten von uns faszinierte, war der Auftritt des Rekrutenspiels der Schweizer Militärmusik. So manche:r Jungmusikant:in hat es dabei den Ärmel eingezogen. Mit viel Freude am Musizieren und erfolgreichen Prüfungen kann jeder und jede Jugendliche sich diesen Traum erfüllen. Dieser Auftritt hinterliess bestimmt bei Vielen einen bleibenden Eindruck.

Gegen 22.00 Uhr hiess es dann, seine gesponserte „Wasser“-Luftmatratze und sein Schlafsack aufzusuchen und versuchen ein paar Stunden zu schlafen. (Was aber in einer Durchgangshalle mit Bewegungsmelder und lautem Türenschlagen sehr schwierig war!) Zum Glück sind unsere JM-ler so aufgestellte und fröhliche Jugendliche, die eine solche unzumutbare, bodenerdige Schlafgelegenheit schnell hinter sich liessen.

„Morgenstund hat Silber im Mund“ - Konzertvortrag

Am Sonntagmorgen um 06.00 Uhr früh hiess es aufstehen und nach dem Frühstück sich auf den Konzertvortrag zu fokussieren. Nach dem Einspielen um 07.30 Uhr und Instrumente stimmen, machten sie sich im Burggraben-Saal bereit für ihre Darbietung. Standen am Vortag während der Parademusik Kriterien wie synchrones Marschieren und optische Wirkung im Vordergrund, zählten am Sonntag vor allem die perfekte Ausführung in Rhythmus, Dynamik, Klangausgleich und Technik.

Das Aufgaben- und das Selbstwahlstück wurden von der dreiköpfigen Jury beurteilt mit einem Durchschnitt von 88,33 Punkten belohnt. Der Saal hatte noch nicht viele Zuhörer:innen, jedoch diejenigen die da waren fieberten heftig mit. Und erkannten klar, dass die Jugendmusik Lauterbrunnen unter der Leitung von Ulrike Graf klare, solide, solistische schöne Präsentationen vortrugen. Beim Aufgabestück gab es hie und da einige Stellen, die sicherlich wegen des frühen Vorspielens und der grossen Anspannung nicht ganz sauber gespielt wurden. Was auch verständlich war. Aber die Experten waren sich einig, dass die Jugendmusik Lauterbrunnen eine starke Mannschaft ist, die mit viel Freude und „echte Leidenschaft“ ihr Hobby ausführen. Die Jugendmusik Lauterbrunnen erreichte den siebten Platz von insgesamt zwanzig Formationen auf der Konzertbühne im Burggraben.

Rangverkündigung und ein Weltrekord

Das lange Warten überbrückten die Lauterbrunner mit Besuchen von anderen Wettvorträgen und Paradmusik Zuschauen…und natürlich „ds Zämesii un es luschtig ha mit Gliichgsinnte“. Und das ist es, was zählt!!!

Bei Sonnenschein und heissen Temperaturen füllte sich am Nachmittag langsam die Arena zur Schlussfeier. Nebst der Rede von der Bundesrätin Karin Keller-Sutter und der Verkündung der Schweizer Meister Titel, war sicherlich der gelungene Weltrekord ein absolutes Highlight. 526 Jugendliche Musikanten:innen (auch Lauterbrunner Jungmusikanten mit dabei) bildeten die weltgrösste Jugend-Blasinstrumenten-Formation – mit dem Stück „Alperose“, das zusammen mit Pepe Lienhard und dem Militärspiel begleitet wurde – ein Gänsehautfeeling.

Die vielen bunten Farben der verschiedenen T-Shirts, die vielen glückliche und fröhlichen Gesichter der jungen Leute, ergaben so ein tolles und eindrückliches Bild. Es macht wirklich Freude, dass so viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in all ihren Vereinen gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet haben. Und sie haben uns gezeigt, dass sie, trotz schwierigen Zeiten im Moment, mutig sind, zielstrebig und die Leistung zeigen können.

Wir sind stolz eine so tolle Jugendmusik hier im Lauterbrunnental zu haben.

Vielen Dank

Allen vorab geht der Dank an die Drahtzieherin Ulrike Graf (Präsidentin und Dirigentin), die sich mit viel Herzblut und Motivation für die Ziele der Jugendmusik Lauterbrunnen einsetzt. Dann geht der Dank an die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen für ihren tollen Einsatz, an das „Gibmr-, Reckmr- und Häbmrteam“, an den tollen Buschauffeur Toni, an die Logoaufnäherin Cornelia und alle Eltern, die mit uns und ihren Kindern im Hintergrund mitfieberten.

Dann läge natürlich eine solche Teilnahme finanziell nicht drin, wenn die Jugendmusik Lauterbrunnen nicht so super Sponsoren hätte. Allen ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung:

Musikgesellschaft Lauterbrunnen, Musikgesellschaft Wengen, Mürren Musig, Jugendmusik Grindelwald, Frauenverein Wengen, Frauenverein Lauterbrunnen, Kirchgemeinde Lauterbrunnen, Landfrauen Lauterbrunnen, Hotel Rest. Steinbock Lauterbrunnen, Migros-Kleberli-Sammler (Fr. 1‘076.22. ), Valley-Hostel Familie Abegglen als Donator und allen bekannten und anonymen Spendern.

Ranglisten des Schweizer Jugendmusikfest St. Gallen unter:

https://sjmf2023.ch/wp-ontent/uploads/2023/09/Rangliste_SJMF2023.pdf

Nadine Balmer vom Gibmr-, Reckmr, Häbmr-Team